Geschichte des Klosters und des Stiftes Cappel

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Bernhard Witte, Mönch und Geschichtsschreiber im Kloster Liesborn, berichtet in seiner "Historia Westphaliae" (1512-1517) in einer legendenhaften Erzählung von einer "capella" an jener Stelle, wo die bei einem Gefecht mit den Sachsen gefallenen Franken bestattet worden seien. Diese Kapelle aus der Zeit Karls des Großen sei im Mündungswinkel von Glenne und Lippe errichtet worden. Nach einer immer größer werdenden Verehrung dieses Platzes durch die Bevölkerung sei dann später ein Nonnenkloster gestiftet worden. (Manfred Schneider)

um 1100

Errichtung einer eintürmigen Saalkirche als Vorgängerbau zur heute bestehenden romanischen Stiftskirche. (Bei den Ausgrabungen 1976-81 stieß man auf Reste einer noch früher zu datierenden Holzkapelle oder Kirche mit einem Friedhof. Ob diese aus der Zeit Karls des Großen stammt, war nicht mehr festzustellen.)

1138/39

Wahrscheinlicher Baubeginn der heutigen Basilika und Gründung eines Frauenklosters durch die Förderung der Edelherren zur Lippe. Die Nonnen dürften die Prämonstratenser-Regel angenommen haben.

um 1155

Das Kloster bekommt das Beerdigungs- und Taufrecht. Anfangs lag dieses Recht beim Kloster Liesborn. Zum Pfarrsprengel gehörte vermutlich das Dorf Böbbinghusen (heutiger Böbbinghof), welches in der Soster Fehde 1440 unterging.

1185

Gründung der Stadt Lippstadt durch Bernhard II. zur Lippe.

1187

Kaiser Friedrich I. stellt eine Privilierungsurkunde für das Kloster Cappel und seine Güter aus.

1238

Erstmalige urkundliche Erwähnung als Prämonstratenserinnenkloster.

um 1250

Entstehen der Malereien am Gewölbe und hinter dem Sakramentenhäuschen.

um 1280

Ein Hospital des Klosters wird erstmalig erwähnt. Es lag an der Stelle des heutigen Hofes Beckhoff an der Holzstraße.

um 1450

Errichtung des Sakramentenhäuschens (Tabernakel) .

1522

Fertigstellung der heutigen Abtei unter Propst Johannes von Brenken.

1524

Beginn der Reformation im benachbarten Lippstadt.

um 1550

Anbringen der Kanzel.

1557

Aufstellung des Chorgestühls und Anbringung des Kronleuchters in der Vierung.

1560

Versuch der Einführung der Reformation im Kloster. Graf Bernhard VIII. zur Lippe befiehlt dem Cappeler Propst G. v. d. Recke, das Abendmahl "in rechten christlichen gebrauch" abzuhalten, was aber nicht befolgt wurde.

1571

Einführung der Lippischen Kirchenordnung im Land Lippe. Diese gilt auch später für das Stift Cappel.

1578

Erneuter Reformationsversuch durch Graf Simon VI. Propst Godefridus v. d. Recke resigniert.

1586

Die Cappeler Nonnen machen einige Versuche, die Umwandlung des Klosters durchzuführen; geraten aber in Konflikt mit dem regierenden Grafen zur Lippe.

1588

November. Durch Verordnung des Grafen Simon VI. zur Lippe wird die Reformation durchgeführt und das Kloster Cappel in ein freiweltliches Damenstift umgewandelt.

1592

Söldner des Herzogs Franz von Sachsen dringen plündernd ins Stift ein. Erstmals werden in der Gemarkung Cappel außerhalb des Stiftes die beiden eigenhörigen Familien Flüchter und Spitäler genannt.

1604

Versuche der Jesuiten im Rahmen der Gegenreformation das Stift wieder zum katholischen Glauben zurückzuführen.

1605

Einführung des reformierten-calvinistischen Bekenntnisses im Land Lippe; dem sich auch das Stift anschließen musste.

1619

Äbtissin Sophie von Oehr wird am 25. Febr. von einem Lippstädter Jäger erschossen.

1623

Durch den 30-jährigen Krieg verursachte große Schwierigkeiten. Besetzung des Stiftes durch den Kath. Abt des ehemaligen Mutterklosters Knechtsteden. Wiedereinrichtung eines Prämonstratenserinnenklosters.

1630

Nochmalige Besetzung durch die Katholische Partei. Das gesamte Archiv und der Kirchenschatz wird dem Stift genommen und wird zunächst nach Lippstadt und später in das Kloster Knechtsteden am Niederrhein gebracht.

1633

Das Stift gelangt endgültig wieder in den Besitz evangelischer Stiftsdamen. Seit 1628 wird dann jeweils aus dem Hause Lippe eine unverheiratete Tochter als Äbtissin für das Stift ernannt. Sie wohnt aber nicht immer dort.

1639

Durch die Errichtung der Propstei Eickeloh durch das Kloster Knechtsteden gehen teile des Stiftsbesitzes im dortigen Bereich an die katholische Partei verloren. Sie werden bis zur Auflösung der Propstei 1803 unter der Oberaufsicht Knechtstedens von hier aus verwaltet.

1685

Die Bewerberinnen für eine Aufnahme in das Stift müssen eine adlige Herkunft nachweisen, mindestens jeweils 4 Vorfahren väterlicher- und mütterlicherseits. Später auch Aufnahme von Beamtentöchtern.

1690/91

Renovierung der Stiftskirche. Abbruch der Seitenschiffe und der Apsiden. Entfernung des Taufbeckens.

1710

Streit um die Bekenntnisfrage. Die Stiftsdamen wählen das reformierte, die Stiftsdomestiken und deren Angehörige das lutherische Bekenntnis. Es wird abwechselnd Gottesdienst gehalten

1724

Erwähnung des "Stiftskruges Cappel" (heute Jägerkrug)

1755

Brand des Nordturmes der Stiftskirche

1758

16./17. Oktober. Prinz Ferdinand von Braunschweig nimmt sein Hauptquartier im Stift. (Siebenjähriger Krieg)

1788

Errichtung der Fachwerkbauten (Dechantinnen- und Damenhäuser)

Auflistung von 48 Abhängigen, die an das Stift Abgaben in Naturalien und Geld zu leisten haben. Es werden fünf Familien (Höfe) in der Gemarkung Cappel.

1794

Bei der Besetzung des Niederrheins durch die Franzosen wird das Kloster Knechtsteden und das dort aufbewahrte Cappeler Klosterarchiv vernichtet.

1802

Eine Glocke im Nordturm trägt diese Jahreszahl.

1803

Verhandlungen zwischen der Propstei Eickeloh und Stift Cappel zwecks Mitbenutzung der Stiftskirche durch die katholischen Einwohner. Sie scheitern am Einspruch von Kloster Knechtsteden.

1811

Überlegungen, die Stiftskirche wegen ihres schlechten Bauzustandes abzubrechen und eine Domäne zu errichten.

1828

Der Stiftskrug (heute Jägerkrug) gelangt in den Besitz des Försters Roolf.

1829

Das Stift wird der Evang.-Reformierten Pfarrgemeinde Lipperode zugeteilt. Die Pfarrer von dort halten 14-tägig in der Stiftskirche Gottesdienst. (Bis zum 30-jährigen Krieg hatte das Stift eigene Prediger).

1846

Die Gemeinde Cappel hat acht evangelische Einwohner inkl. Stiftsdamen, die alle im Stiftsbereich wohnen.

1859

Von 1859 bis 1865 benutzt die kath. Gemeinde die Stiftskirche zum Gottesdienst.

1886

Cappel wird mit der lippischen Nachbarexklave zum Amt Lipperode –Cappel vereinigt. Amtssitz war "auf dem Stift Cappel". Errichtung des Rentei- und Stiftsdienerhauses (ehemals Justica)

1888

1884 bis 1888 Renovierung der Stiftskirche. Anschaffung der zweiten Glocke. Die Orgel kommt vom Altarraum auf den Nonnenchor. Die Grabplatten, die bisher den Fußboden bildeten, werden an den Seitenwänden aufgestellt.

1897

Prinzessin Pauline zur Lippe (Amtsantritt 1897) stiftet die Turmuhr.

1900

Inkl. Stiftsdamen gibt es in der Gemeinde 24 evangelische Einwohner.

1906

Tod der letzten im Stift regierenden Äbtissin Prinzessin Pauline zur Lippe.

1920

Einige Räume der Abtei werden vermietet. Ein Teil dient als Lagerraum des Stiftes.

1935

Die Abtei wird Lager für den weiblichen Reichsarbeitsdienst.

1936

Dissertation von Hans Thümmler über die Stiftskirche Cappel. Er bezeichnet sie als älteste eingewölbte romanische Kirche in Westfalen.

1937

Die Abtei ist einige Monate Müttergenesungsheim.

1938

Die Abteiräume werden als Notunterkünfte für mögliche Sudetenflüchtlinge eingerichtet.

1947

Das selbstständige Land Lippe wird aufgelöst und in das Land Nordrhein-Westfalen eingegliedert.

1949

Die Gemeinde Cappel kommt zum Kreis Lippstadt.

1951

Die Evangelische Kirchengemeinde Lippstadt richtet in der Abtei ein Internat für Schülerinnen des Ev. Gymnasiums Lippstadt ein. Der Gottesdienst wird einmal im Monat vom Lipperoder evang.-ref. Pfarrer gehalten. An den übrigen Sonntagen von Lippstädter Pfarrern.

1964

Die Evangelische Kirchengemeinde Lippstadt übernimmt die Stiftskirche. Es entsteht der Pfarrbezirk Nord-West / Cappel. Auflösung des Internates. Unterbringung einer Pflegevorschule im Abteigebäude.

1969

Die Stiftskirche und alle Gebäude werden von der Evang. Kirchengemeinde Lippstadt gekauft.

1971

Durch ein Landesgesetz wird das Stift Cappel mit dem Stift St. Marien in Lemgo vereinigt. Die beiden letzten Stiftsdamen ziehen in das Marienstift um.

1975

Cappel wird Stadtteil von Lippstadt.

1976

Renovierung der Stiftskirche. Aushub auf das ursprüngliche Bodenniveau. Außenverputz und umfangreiche Grabungen im Kircheninnern durch das Westf. Amt für Denkmalpflege, Münster.

1978

Pflegevorschule wird zur "Berufsfachschule Stift Cappel".

1981

27. September. Festgottesdienst in der Stiftskirche nach Abschluss der Renovierungsarbeiten.

1988

Die 400-jährige Wiederkehr der Umwandlung des Klosters in ein frei weltliches evang. Damenstift (3. Nov. 1588) wird von der Evang. Kirchengemeinde Lippstadt als Festwoche vom 31. Okt. bis 6. Nov. im Stift Cappel begangen.

1988

Im Dezember erscheint die "Die Stiftskirche zu Cappel" als Dissertation des Dr. Manfred Schneider, Münster, Leiter der Ausgrabungsarbeiten im Jahr 1980.

1988

7. Oktober. Gründung des Fördervereins "Freunde der Stiftskirche Cappel e. V."

1989

4. April. Else Dierking-Theopold, letzte Dechantin (Vertreterin der Äbtissin vor Ort) des ehemaligen Stiftes Cappel, stirbt im 105. Lebensjahr im Marienstift Lemgo.

1993

Gießen der Kindergottesdienstglocke am Erntedankfest

1994

Aufstellung der neuen Orgel in der Vierung und Einweihung am 1. Advent.

2004

14. September. Tag des offenen Denkmals und Planvorstellung zur Neubebauung verschiedener Flächen des Stiftsgeländes " Wohnen und Leben im Denkmal“.

2004

Ausgehend von einem festgestellten Investitionsbedarf (Baulast) von ca. 1 Million € wird die "Stiftung Stift Cappel" als neue Organisationsform auf Beschluss des Presbyteriums der Ev. Kirchengemeinde Lippstadt gegründet. Damit wird langfristig eine vom Haushalt der Kirchengemeinde unabhängige finanzielle Basis für die Erhaltung des Stiftes Cappel ermöglicht.

2008

26.Oktober. Jubiläumsgottesdienst anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Fördervereins. Aufstellung des wieder instandgesetzten Turmuhrwerks von 1897 in der Kirche und Inbetriebnahme zur Anschauung.

2009

Abschluss der Renovierungsarbeiten an Abtei und Stiftskirche. ( Fassaden, Fenster, Feuerschutz, Türme und Turmhelme.)

2013

Feierlichkeiten zum 425. Jahrestag der Einführung der Reformation und Umwandlung des Klosters in ein freiweltliches evangelisches Damenstift. Verschiedene Veranstaltungen im Jahresverlauf: Festgottesdienst mit anschl. Empfang, geschichtliche Radtour rund ums Stift, Exkursion nach Detmold u.a.

2015

Der Abschluss einer umfangreichen Orgelsanierung nach 20jähriger Betriebszeit wird durch ein Orgelgemeindefest begangen. Der neue Zugang zur Säulenhalle der Kirche ist fertiggestellt.